Bei einer Rundfahrt durch Werk und Steinbruch hat Werksleiter Stefan Flügge die Pläne des Werkes zur Vertiefung des Steinbruchs mit Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen, diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie das Werk weiterhin den Zugriff auf wichtige Rohstoffreserven sicherstellen kann.

Wenn man hier steht, wird einem die Bedeutung dieses Standorts erst richtig bewusst“, staunte Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK), beim Blick in den Steinbruch Asbeck des Kalkwerks Hönnetal, einem der größten Kalkwerke Deutschlands. Im Mittelpunkt des Austausches stand die Frage, wie die Zukunft des Werkes aussieht, das im vergangenen Jahr (2022) 125-jähriges Jubiläum feierte. „Der sichere Zugriff auf die hier lagernden, wertvollen Rohstoffreserven ist die Grundlage unserer ganzen Arbeit“, erklärt Werksleiter Stefan Flügge. „Planungssicherheit ist in unsere Branche und für unser Werk überlebenswichtig. Ohne Kalkstein gibt es keine Produktion, keine Wertschöpfung und auch keinen Kalk, den wir als Gesellschaft alle brauchen“, so Flügge.

Das unterstrich auch SIHK-Hauptgeschäftsführer Geruschkat, der zum ersten Mal das Lhoist-Kalkwerk Hönnetal besuchte: „Das Kalkwerk Hönnetal ist seit jeher einer der großen wirtschaftlichen Akteure in NRWs stärkster Industrieregion. Aber die Dimensionen sind schon beeindruckend. Dass es Kalk braucht, steht außer Zweifel. Erst recht, seitdem das Thema der heimischen Versorgungssicherheit mit Rohstoffen rasant an Bedeutung gewonnen hat. Umso wichtiger ist die Planungssicherheit für den Standort in Zeiten der Transformation. Eins habe ich heute verstanden: Ohne Kalk, keine Industrie.“ Werksleiter Stefan Flügge hatte die SIHK zu einer Tour eingeladen, damit Geruschkat und seine Kollegen Frank Hermann, Geschäftsstellenleiter Iserlohn, sowie Frank Bendig, Team Standort und Infrastruktur, sich selbst ein Bild von den Vertiefungs- und Erweiterungsplänen des Werkes machen konnten.

Sicherheit für Klimainvestitionen schaffen

Für Werksleiter Flügge besteht kein Zweifel daran, dass die Kalkproduktion der Zukunft möglichst CO2-neutral erfolgen wird. Allerdings seien dafür große Investitionen nötig und entsprechende Planbarkeit erforderlich: „Um Kalk CO2-neutral zu produzieren, sind riesige Investitionen in neue, hoch innovative Anlagentechnik nötig. Die Klima-Transformation der deutschen Industrie ist vom Maßstab her vergleichbar mit der industriellen Revolution. Wir wollen diesen Weg gehen, aber dafür brauchen wir Sicherheit“, sagte Flügge beim Werksbesuch der SIHK.

Dieser in die Zukunft gerichtete Ansatz spiegele sich auch in den ersten klimaneutralen Produkten der Kalkbranche wider, die Lhoist bereits heute unter der Marke LEVEL|BLUE vertreibt, ergänzte Flügge: „In diese Produkte fließen die Ergebnisse all unserer Bemühungen ein, unseren CO2-Fußabdruck stetig zu reduzieren“. Nicht nur diese Bemühungen hinterließen auch bei der SIHK Eindruck: „Man spürt an jeder Ecke, wie sehr sich das Unternehmen darauf konzentriert, die Belastungen für die Umwelt und die Nachbarschaft so gering wie möglich zu halten. Hier wird nicht nur viel und offen kommuniziert, sondern auch wirklich investiert, um die Akzeptanz für den heimischen Rohstoffabbau zu fördern. Das ist schon vorbildlich“, so Ralf Geruschkat.

Eine Erweiterung ist das Ziel, die Vertiefung eine Übergangslösung

Um die Zukunft der rund 200 Arbeitsplätze im traditionsreichen Kalkwerk Hönnetal zu sichern, brauche es den gesicherten Zugriff auf den hier lagernden Kalkstein für einige Jahrzehnte, erläuterte Flügge: „Wir streben eine Erweiterung der Steinbruchfläche an. Das Projekt läuft unter dem Namen „Kleines Beil“ und ist Teil der Regionalplanung. Leider dauert dieser politische und rechtliche Prozess aber einige Jahre. Und solange wir keine Gewissheit über den Ausgang haben, müssen wir Alternativen zur Erweiterung angehen. Deswegen beantragen wir jetzt eine Vertiefung unseres Steinbruchs.“

Am hochgelegenen Aussichtspunkt über den Steinbruch erklärte Henning Prisett, Betriebsingenieur Gewinnung & Aufbereitung, dem Team der SIHK die Details: „Die Vertiefung ist zwar genehmigungsrechtlich komplex, aber praktisch gesehen für uns alltägliches Geschäft“. Die Sohle des Steinbruchs liege bislang knapp über dem Grundwasserspiegel. In einem südlichen Teil des Steinbruchs gehe es aber bereits heute in die Tiefe. „Die nun neu geplante Vertiefung soll nach dem gleichen Muster erfolgen. Wir wollen rund 60 Meter tiefergehen, auf einer Fläche von gut 19 Hektar“, so Prisett. Werksleiter Flügge ergänzt: „Diese Vertiefung soll dem Werk Sicherheit für mindestens 10 Jahre geben, was allerdings nur als Übergangslösung anzusehen ist.“

Unverzichtbarer Grundstoff Kalk

„Wie umfangreich die Einsatzzwecke von Kalkprodukten sind, ist ja kaum bekannt“, sagte Ralf Geruschkat im Gespräch mit Stefan Flügge. Denn was viele nicht wissen: Kalkprodukte sind häufig unverzichtbar und kommen in vielen industriellen Wertschöpfungsketten zum Einsatz. Beispielsweise in Wasserwerken, in der Tiernahrung oder zur Entschwefelung von Rauchgasen, etwa in Kohlekraftwerken: „Unsere Naturprodukte stehen meist zu Beginn der Wertschöpfung und kommen häufig dann zum Einsatz, wenn etwas gereinigt, aufbereitet oder verbessert werden soll“, erklärte Werksleiter Flügge beim Rundgang durch das Werk. Aber auch im Alltag sei Kalk nicht wegzudenken, angefangen bei der Zahnpasta, über den Stahl für das eigene Auto oder den Straßenbau – überall stecke das Naturprodukt Kalkstein drin.